Am vergangenen Donnerstag ging alles sehr schnell. In der Früh holte mich José ab, damit ich meinen kolumbianischen Personalausweis abholen konnte. Der war fertig und keine zwei Minuten nachdem ich die Migrationsbehörde betreten hatte, konnte ich sie mit Ausweis wieder verlassen.
Danach haben wir nach Flügen Richtung Quibdó, dem eigentlichen Ziel meiner Reise, gesucht und tatsächlich einen für den Nachmittag gefunden. Also Flug buchen, Koffer packen und ab zum Flughafen. Jetzt ging es endlich auf die letzte Etappe meiner Reise und dorthin, wo ich ein Jahr verbringen soll.
Aus dem Flugzeug heraus konnte ich noch einen letzten Blick auf Bogotá und die Anden werfen, bevor wir von den Wolken verschluckt worden. Als die Sicht wieder klar wurde, sah ich unter mir nur noch grün. Wohin man auch sah: endloses, dichtes Grün, nur unterbrochen von einigen Flüssen, die sich wie Schlangen ihren Weg durch den schier undurchdringlichen Urwald von Kolumbien bahnen.
Bei der Landung schlug mir als erstes die feuchte Hitze entgegen, die hier so zum Alltag gehört, wie das beständige Grün zu den unzähligen Bäumen.
Abgeholt wurde ich von Ursula, einer Laienmissionarin aus Deutschland, die schon seit über 30 Jahren im Chocó lebt und arbeitet. Bei ihr verbrachte ich die erste Nacht in Quibdó.
Am nächsten Tag brachte sie mich zu meinem neuen zu Hause. Ich habe ein kleines Zimmer bei den Seglares Claretianes, einer Laiengemeinschaft der Claretinern. Marta, Maruja, beide Chocoanerinnen und Aurora, gebürtige Spanierin, sind die Frauen, die hier leben und die sich um mich kümmern. Auch wenn ich sprachlich noch nicht alles verstehe, fühle ich mich doch sehr, sehr wohl bei den dreien.
Obwohl ich Quibdó schon von einem vorherigen Besuch 2011 kannte, bin ich doch überwältigt von der Stadt. Es ist laut: auf den Straßen, die nur zum Teil gepflastert sind, fahren unzählige Motorräder in einem wirren, hupenden Durcheinander und an jeder dritten Ecke dröhnt Musik aus Lautsprechern.
Als Marta mich zum Einkaufen mitgenommen hat, war ich vor allem von der riesigen Auswahl an Obst und Gemüse begeistert. Granadillas, Papaya, Aguagate, also Avocado, die dreimal so groß sind wie in Deutschland, Orangen und Mandarinen, die hier grün sind und nicht orange wie bei uns und vieles, vieles mehr – und alles schmeckt einfach herrlich!
Im Haus wohnt auch der Sohn von Maruja, Camilo. Er ist 18 Jahre alt und studiert nebenan in der FUCLA, der katholischen Universität der Stadt. Er und seine Freunde nahmen mich Samstagabend mit in die Stadt, um mir zu zeigen, wie hier gefeiert wird. Viel anders als in Deutschland ist es nicht. Die Musik ist laut, der Alkohol fließt reichlich und es wird getanzt, wenn auch sehr viel enger und hüftbetonter als bei uns.
Am Sonntag hat mich dann Padre Luis Carlos, der Caritasdirector der Diözese Quibdó zu einem Treffen eingeladen, bei dem ich mich vorstellen sollte und er mir im Gegenzug einige meiner künftigen Aufgaben erläuterte. Im Anschluss an das Treffen nahm er mich auf dem Motorrad mit durch die Stadt und stellte mich auch schon einigen Leuten vor, mit denen ich in Zukunft zusammen arbeiten werde.
Alles in allem bin ich nach den ersten Tagen in Quibdó überwältigt, begeistert, schockiertund fasziniert zugleich. Diese Stadt und die Menschen hier sind unglaublich interessant. Ich bin gespannt, was ich noch alles erleben darf.

 

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